Heidelberg,
der 22.08.2005 Vorschuss
angeblich nur in Ausnahmefällen & bei Mittellosigkeit möglich Man
glaubt fast, man sei im Neandertal; Vorschüsse können nur dann ausgezahlt werden,
wenn Mittellosigkeit angesagt ist, also absolut kein Cent mehr auf irgend einem
Konto, in irgend einem Geldbeutel mehr zu finden ist. Ist das vernünftig, oder
gar realistisch? Wie
der eine oder andere schon mitbekommen hat, leben wir nicht erst seit gestern
in einer komplexen Welt, in der beim Thema Finanzen die Begriffe "Daueraufträge",
"Abbuchungen" und "Dispositionskredit" eine nicht unwichtige Rolle spielen. Gemäß
der Agentur für Arbeit, bzw. dem Jobcenter in Heidelberg wird erst dann ein Vorschuss
ausgezahlt, wenn Mittellosigkeit angesagt ist, was aber konkret in einem Fall
nicht getan wurde, bei dem gleich eine ganze Familie 9 Tage zum Hungern verdammt
wurde, obwohl - alles zusammengerechnet - man deutlichst Minus unter dem Strich
hatte, und das ALGII nicht pünktlich zum erstend es Monats ausgezahlt wurde, obwohl
das gesetzlich vorgeschrieben ist. Was
man nicht hat, soll man nicht ausgeben, oder etwa doch? Kann einen das Jobcenter
dazu zwingen, einen Dispositionskredit zu überziehen oder zu nutzen (was Zinsen
kostet)? Ein
weiteres, nun theoretisches Beispiel, was belegt, dass das Jobcenter in Heidelberg
Familien zum Hungern zwingt kommt nun: Eine Familie (4 Köpfe) hat glücklicherweise
noch 23.- Euro auf dem Konto, und bekommt 740.- Euro ALGII. Kindergeld kommt erst
ab dem 15. des Monats, man schreibt aber den 30. des Vormonats. Miete & Nebenkosten,
Kindergartenkosten (Essensgeld) und Fahrkarte zum Nebenjob kosten aber insgesamt
770.- Euro, und die sind am Anfang des Monats fällig. In diesem Fall würde spätesten
wenige Tage nach Anfang des neuen Monats die eine oder andere Zahlung nicht bezahlt
werden können, die Folgen sollten klar sein. Nahrung zu kaufen ist aber auch unmöglich,
weil sonst erst recht die laufenden Kosten nicht beglichen werden können. Es
zeigt sich hier ganz deutlich, dass es total unrealistisch ist, erst bei absoluter
Mittellosigkeit einen Vorschuss zu zahlen, weil im konkreten - absolut nicht untypischen
Fall - ja noch Gelder vorhanden sind, die aber zweckgebunden und damit nicht zugreifbar
sind. Wie heute
seitens des Jobcenters Heidelberg telefonisch wiederholt erklärt wurde, ist diese
Praxis aber gängig und es macht auch keinen Sinn darüber zu diskutieren. Dass
aber durch diese Praxis Missstände erst entstehen können, und absolut nicht verhindert
werden können, interessiert nicht. Die Konsequenz ist die, dass Hungern in Heidelberg
schätzungsweise kein Einzelphänomen bleibt, und durch die Verschärfung der Haushaltslagen
in Bund, Ländern, Gemeinden und Privat ein Zusammenbruch unausweichlich wird.
Die, die jetzt
schon am Boden liegen, und es gewohnt sind, keine echte Hilfe zu bekommen (wenn
man sie auch braucht), obwohl der Staat gesetzlich dafür gesorgt haben sollte,
sind jedoch im Vorteil, weil die, die schätzungsweise noch kommen werden, weder
mit dem finanziellen & gesellschaftlichen Sturz, noch mit dem entsprechenden Aufprall
zurechtkommen werden. Wer da glaubt, dass die Damen und Herren Mitarbeiter in
dem/n Jobcenter/n unberührt bleiben, der kann das gerne tun. Moralisch und menschlich
sind sie zu oft ungerührt, und zwingen Härten auf, die sie sich selber wohl kaum
auferlegen würden. und wenn sogar auf die Allerschwächsten keine Rücksicht genommen
wurde, dann muss man sich fragen, was das soll. |